Die Leichtbaukonstruktion ist einer der wichtigsten Lehr- und Ausbildungsbereiche, wenn es um Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz in der Holzindustrie geht. In der holzhandwerklichen Ausbildung an Berufs- und Technikerschulen haben sich die Inhalte aber noch nicht etabliert. Aus diesem Grund veranstalteten Experten der Interessengemeinschaft Leichtbau igeL e.V. gemeinsam mit dem Studiengang Holztechnik der Hochschule OWL im Juli den ersten Leichtbautag an der Fachschule für Holztechnik in Beckum.
„Leichtbau ist nicht nur ein hochspannendes, sondern das zukunftsweisende Forschungsfeld in der Holz- und Möbelindustrie“, ist sich Professor Martin Stosch sicher. Der Leiter des Labors für industriellen Möbelbau, Konstruktion und Entwicklung an der Hochschule OWL, Lemgo, weiß aber auch: Das Thema Leichtbau ist heute noch alles andere als selbstverständlich in der holzhandwerklichen Ausbildung, sowohl in der Berufsausbildung zum Tischler-/Schreinergesellen und -meister, als auch zum staatlich geprüften Holztechniker. Um junge Nachwuchskräfte für diese neue Denk- und Konstruktionsweise zu begeistern, stehen der igeL und die Hochschule OWL im intensiven Austausch mit dem Fachverband Tischler NRW sowie den Fachlehrern an Berufs- und Technikerschulen.
Der Leichtbautag, der an der Fachschule für Holztechnik in Beckum zum ersten Mal stattfand, ist Teil der Initiative und beschäftigte sich mit zentralen Fragestellungen zu modernen Leichtbauwerkstoffen und deren Verarbeitungs- und Verbindungstechnik. So geht es unter anderen darum, wie mit weniger Material- und Energieeinsatz die Funktionalität und Stabilität im Möbel- und Innenausbau sogar noch gesteigert werden kann.
In Beckum stellten die Experten der Hochschule OWL neben den etablierten Leichtbau-Verbindungstechniken der Firmen Hettich (Hettinject-Technologie), Würth (Coldmelt-Technologie) und Kettler Consulting & Engineering (Kettboard-Konzept) auch ihre eigenen Forschungs- und Entwicklungsergebnisse vor – unter anderem das patentierte und auf herkömmlichem Weißleim basierende Befestigungssystem „GO.FAST“ für leichte Sandwichplatten, das von der Hochschule OWL entwickelt und im Mai bereits auf den Leitmessen der Holz- und Möbelindustrie, der Interzum in Köln und der Ligna in Hannover, vorgestellt und mit Expertinnen und Experten der Branche diskutiert wurde. Zur Zeit finden zielführende Gespräche mit prominenten Handgeräteherstellern zur Vermarktung der Hochschul-Patente statt.
Mit Marlon Junker und Dennis Jeske, die im Rahmen ihres Studiums am Projekt „Lehramt studieren“ der Hochschule OWL teilnehmen, waren auch zwei Studierende aus dem zweiten Fachsemester des Bachelor-Studiengangs Holztechnik aktiv in die Veranstaltung in Beckum eingebunden. Sie sammelten erste Erfahrungen als Übungsleiter und führten gemeinsam und in eigener Regie erfolgreich einen Workshop zur handwerklichen Schmalflächenbeschichtung von Wabenplatten an der Tischfräse in der Tischlerei Fridtjof Geldermann durch.
Thorsten Schulze Niehues, ein frisch gebackener Absolvent der Hochschule OWL, schlug die Brücke zwischen den beteiligten Ausbildungseinrichtungen und der Möbelzuliefererindustrie. Vor seinem Studium der Holztechnik an der Hochschule OWL absolvierte er an der Technikerschule in Beckum seine Ausbildung zum staatlich geprüften Holztechniker sowie eine Tischlerlehre. Seit einigen Wochen gehört er zum Leichtbauteam bei Würth, Künzelsau.
Hochauflösende Bilder
Für hoch aufgelöste Bilder klicken Sie bitte auf das jeweilige Vorschaubild.