Das Thema Leichtbau bekommt zur Interzum vom 16. bis 19. Mai 2017 in Köln eine repräsentative Plattform. Unter einem riesigen, schwebend konstruierten Pilz zeigt die Interessengemeinschaft Leichtbau igeL e.V. auf dem Messeboulevard Nord den aktuellen Stand der Entwicklungen. Zulieferprodukte wie Leichtbaumaterialien, Verbindungstechnik, Werkzeuge und Technologien stehen genauso im Fokus wie ein Studienprojekt, das zeigt, wie sich Leichtbaukonstruktion in der industriellen Küchenfertigung umsetzen lässt. Auch Designer kommen als Vordenker, wenn es um zukunftsweisende Leichtbauideen geht, zu Wort.
Die Leichtbau-Sonderflächen zur internationalen Zuliefermesse der Möbelindustrie und des Innenausbaus zeigen dreierlei. Erstens: Den Industrie- und Handwerksunternehmen der Holz- und Möbelbranche stehen als Spezialisten für den wichtigsten aller nachwachsenden Werkstoffe, das Holz, zukünftig unzählige Chancen zur Erschließung neuer Märkte offen. Zweitens: Leichtbau ist mehr als Gewichtsreduzierung. Leichtbau bietet Mehrwert für Kunden und Unternehmen, setzt Maßstäbe in der Gestaltungsfreiheit, der Verarbeitbarkeit und der Qualität. Drittens: Leichtbau bedient die Trendthemen, mit denen sich schon heute Zukunft gestalten lässt: der energieeffiziente und ressourcenschonende Einsatz von Rohstoffen, die Herstellung intelligenter, leicht handhabbarer wie wandelbarer Produkte, die sich enttäuschungsfrei nutzen und nach individuellen Ansprüchen und ohne große Kraftanstrengung zusammenstellen lassen.
Leichtigkeit und Stabilität – kein Widerspruch
Auf dem 42 Quadratmeter großen Stand B 025 kommen die Mitgliedsunternehmen der Interessengemeinschaft Leichtbau igeL e.V. zu Wort. Unter einem markanten Pilz, der über der Fläche zu schweben scheint, präsentieren sie aktuelle Materialien und Verbindungstechnik zum Thema. Den Pilz selbst realisierte „lightweight solutions“, Bad Aibling, mit „Lisocore“, einem „Hochleistungswerkstoff“, der aus minimalem Ressourceneinsatz maximale Wertschöpfung generiert und den weit verbreiteten Vorurteilen gegenüber Leichtbauprodukten schlagkräftige Argumente entgegensetzt. Mit ihrer hohen Biegefestigkeit, die über der einer Spanplatte liegt und an der neben dem Material auch die Form mitwirkt, überwindet „Lisocore“ den scheinbaren Widerspruch zwischen Leichtigkeit und Stabilität.
Leichtigkeit zum Anfassen
Der 36 Quadratmeter große Nachbarstand B 030 widmet sich dem gemeinsam mit Beeck Küchen, Bad Oeynhausen, und der Hochschule Ostwestfalen-Lippe (OWL), Lemgo, realisierten „Leuchtturm“-Projekt „Concept Cabinet 2016“. Darin demonstriert Holztechnikstudent Tristan Beeck, mit welchen Leichtbaumaterialien sich die Spanplatte bei A-Bauteilen im Küchenunterschrank auf Basis vorhandener Technologien und Verbindungstechniken substituieren lässt. Die Ergebnisse präsentiert er in Form von zehn konkreten Korpussen, denen jeweils das verwendete Plattenmaterial zum Anfassen, Hineinschauen und Begutachten der Verbindungstechnik beiliegt. Tafeln erklären, wie die Umsetzung erfolgte und welche Gewichtsersparnis und Biegefestigkeit sich im Vergleich zur Spanplatte erzielen lassen. Auf der Außenseite des Standes demonstrieren Designer ihre avantgardistischen, zukunftsweisenden Leichtbau-Möbelentwürfe.
Alte Paradigmen durch zukunftsoffenes Denken austauschen
Die Sonderpräsentation der Interessengemeinschaft Leichtbau zur Interzum soll helfen, sich Zukunft im Möbel- und Innenausbau vorzustellen. Mit der Präsentation bereits realisierter Ideen will sie Impulse setzen und Anstoß zum Nachdenken und Diskutieren geben. Für Professor Martin Stosch, Gründungsmitglied des igeL e.V. und Leiter des Labors für industriellen Möbelbau, Konstruktion und Entwicklung an der Hochschule OWL, Lemgo, ist das der Weg, den der Leichtbau gehen muss, um über Ideen, die zunächst absurd erscheinen, zu Innovationen anzuregen: „Nirgends steht festgeschrieben, dass raumhohe Schiebetüren samt Spiegel immer gleich 80 Kilogramm wiegen müssen, der 800 Millimeter breite Einlegeboden eines Regals zwangsläufig unter dem Gewicht der Bücher durchhängt wie eine Obstschale oder ein Wohnmobil von jüngeren Zeitgenossen nach geltender EU-Regelung nur noch mit einem LKW-Führerschein gefahren werden darf“, erklärt Stosch. Viel mehr gelte es, alte Paradigmen durch ein neues zukunftsoffenes Denken auszutauschen sowie alte monolithische Schwerbauwerkstoffe und entsprechende Verarbeitungstechniken durch leichte Hightechwerkstoffe und moderne Fertigungs- und Fügeverfahren zu ersetzen.
Zur Interzum-Sonderpräsentation erscheint ein 28-seitiges Booklet, das die Intentionen der Interessengemeinschaft Leichtbau erläutert und weitere Projektpartner vorstellt. Dazu gehören die Hochschule OWL, Lemgo, und die den markanten Leichtbaupilz konstruierende Firma „lightweight solutions“ sowie die Koelnmesse, die auch mit Blick auf die im Februar 2018 in Bad Salzuflen wiederbelebte ZOW das Thema weiter vertiefen will.
Das Booklet zum Blättern im Netz:
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